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Weschnitz Renaturierung

Weschnitz Zusammenlegung im Hochwasserpolder Lorsch

Die Weschnitz wurde vor rd. 500 Jahren zwischen Weinheim und Lorsch auf einer Strecke von ca. 12 km in zwei kanalisierte und von Dämmen eingefasste Trassen gezwängt, die in einem mittleren Abstand von rd. 400 m parallel verlaufen. Die ehemaligen Überflutungsbereiche wurden dabei in eine intensive landwirtschaftliche Nutzung überführt, so dass die fehlenden Hochwasser-Ausbreitungsräume zunehmend zum Problem wurden.

Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde der ca. 4 km lange hessische Abschnitt der parallel verlaufenden Flussarme zu einem großen Hochwasserpolder ausgebaut in dem der Raum zwischen den beiden Gewässertrassen zum -immer noch landwirtschaftlich intensiv genutzten- Flutpolder umgebaut wurde. Innerhalb dieser Hochwasserrückhalteanlage mit fast 2 km² Ausdehnung wurde die Weschnitz 2018 auf fast 3 km Länge aus ihrem monotonen Korsett befreit und inmitten der beiden Kanaltrassen entlang ihrer historischen Mäandrierung, in einem naturnahen Verlauf, wieder zusammengeführt.

Durch Beibehaltung der Außendämme an den ehemaligen Kanaltrassen und mit Herstellung weiterer Regulierungsbauwerke, bleibt die Funktion der Hochwasserrückhalteanlage vollständig erhalten. Die Weschnitz kann sich nun innerhalb eines hunderte Meter breiten Bereiches wie ein natürlicher Fluss durch eigendynamische Verlagerungsprozesse (vornehmlich bei Hochwasser) verändern und tut es auch. Durch den -nur initialisierenden- Einbau von Lenkungselementen, Totholz, Stillwasserbereichen usw. , aber auch durch ergänzende Begleitmaßnahmen wie Blühstreifen, Amphibientümpel, schonender Wiesenbewirtschaftung und Belassung von „Überwinterungsvegetation“ für die Insekten- und Vogelwelt konnte so das zwischenzeitlich fast „verloren“ gegangene Naturschutzgebiet (NSG) Weschnitzinsel zu neuem Leben erweckt werden.

Die dort geschaffenen natürlichen Überschwemmungsflächen sind ein selten gewordener Standort für Watvögel und Bodenbrüter, seit jeher aber auch ein wichtiger Rastplatz für den Vogelzug im Winter. In Spitzenzeiten konnten im „NSG Weschnitzinsel“ in den vergangenen Jahren über hundert Vogelarten bei der Rast beobachtet werden, darunter mehrheitlich gefährdete oder bedrohte Arten. Die ehemals heimischen Bodenbrüterarten wie der Große Brachvogel, die Bekassine oder der Kiebitz bleiben aber weiterhin sehr selten, da die Bestände weltweit am Zusammenbrechen sind, was letztendlich vornehmlich der menschlichen Übernutzung unse3res Planeten geschuldet ist.

(Text + Bild: Gewässerverband Bergstraße)

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